auf vielfachen Wunsch erweitern wir unsere Partizipien-Reihe um einen Post. Dieses Mal dreht es sich darum, wie manches verdreht wird. Oder anders formuliert: Wie die Grammatik den Sinn verändern kann.
Nehmen wir uns einmal des Wortes genießen an. Nun ja, in der Tat gab es am vergangenen langen Wochenende wenig Sonnenstrahlen zu genießen. Je nach Region blickte sie aber dann doch ab und an durch die Wolkendecke und wenn man dann aus dem Schatten in die Sonne blickte wurde genossen. Und manchmal auch genießt. Also Beides. Genossen und Genießt. Und das nur, weil die Sonne schien? Na, die kann aber was... Die veränderte Partizip-Form verändert die Bedeutung: 1) Als er in die Sonne blickte, hat er geniest vs. 2) Als er in die Sonne blickte, hat er genossen. Im ersten Fall empfehlen wir ein Taschentuch, im zweiten Fall Sonnencreme. Die Lösung liegt in der Grundform des Verbs. In 1) lautet das Verb niesen, in 2) genießen.
Hat Sie diese kleine Geschichte bewegt, sich auch wieder einmal in die Sonne zu setzen? Oder hat Sie sie dazu bewogen? Da eine Geschichte ja kein Körper ist, kann es nur bewogen lauten. Der Unterschied liegt hier in der veränderten Bedeutung. In der Bedeutung "bestimmen, veranlassen" ist bewegen ein starkes Verb und wird somit in den Vergangenheitsformen durch den veränderten Vokal gebildet (wie beispielsweise auch in: ich pfeife - ich pfiff - gepfiffen). Wenn bewegen "eine Lage verändern, in Position bringen" meint, ist es ein schwaches Verb und benötigt in den Vergangenheitsformen das "t". (wie etwa in ich lobe - ich lobte - gelobt).
Geben Sie gut acht, damit Sie aufgrund der wechselhaften Temperaturen in dieser Woche nicht von einer Erkältung genesen müssen,
Sebastian Kirchner
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