Montag, 19. Dezember 2016

Sprachstück des Monats: Korrekturlesen reloaded

Liebe Fetischisten der korrekten Grammatik,

das Korrekturlesen, oder eher gesagt das Nicht-Korrekturlesen, war schon immer ein Bereich, für den sich der Sprachblogger besonders interessiert hat.

Meist traf es da Lokalzeitungen und die ortsansässige Gastro-Szene, doch heute legen wir, ganz im Sinne von Weihnachten und Beschenken, nochmal eine Schippe drauf.

In den letzten Wochen taten sich der Weltkonzern mit dem Apfel und das große, magentafarbene T zusammen, um einen Musik-Streaming Dienst zu bewerben. Dafür wurden bekannte Fussballgrößen rekrutiert, die lässig durch den Wald rennen, und so weiter. Viel, na sagen wir mal, bemerkenswerter ist es jedoch, dass trotz geballter Kompetenz und Prominenz wohl niemand über den Abspann gelesen hat. Dort findet man nämlich folgenden Wortlaut:


"Erlebe Apple Music 6 Monate kostenlos im bestem Netz. Exklusiv bei der Telekom."

Hat da denn jemand seine Fälle nicht auswendig gelernt? Kam da wohl einer mit dem Akkusativ und dem Dativ durcheinander? Und vor allem, warum fällt das niemandem auf?

Fragen über Fragen, das Resultat bleibt jedoch das gleiche. Hätte man mal jemanden gefragt, der sich mit sowas auskennt...

In dieseN Sinne, viel Spaß beiN Musikhören und eine besinnliche Weihnachtszeit

Johannes August




Montag, 12. Dezember 2016

Gesunde Ernährung meets Sprache

Liebe Gesundheits- und Ernährungsbewusste,

na, gehören Sie auch zu der wachsenden Gemeinde derjeniger, die immer mehr tierische Produkte aus ihrem Ernährungsalltag verbannen?

Zugegeben, dem Verzicht auf Fleisch und dergleichen ist nicht wirklich etwas entgegen zu setzen, doch sollte man dann, zumindest aus der leicht ironischen Sicht des Sprachbloggers, auch konsequent sein und seine Sprachgewohnheiten gleich mit umstellen. Sie verstehen nur Bahnhof, hier einige Beispiele:

Im sprachlichen Alltag verwenden wir oft Aussagen wie "Das ist mir doch Wurst!". Die Frage ist nun, darf ein Vegetarier, oder gar ein Veganer bedenkenlos diesen Ausspruch tätigen, ohne gegen sein sich selbst auferlegtes Credo zu verstoßen? Wäre nicht ein "Das ist mir egal!" wesentlich neutraler? Oder muss man die Aussage sogar dahingegen modifizieren, dass sie nun "Das ist mir Sojawurst!" oder "Das ist mir Fleischersatzprodukt!" heißt?

Auch das ein oder andere Sprichwort ist zumindest im Ansatz anti-vegan behaftet. Wenn nämlich der frühe Vogel den Wurm frisst, ist das dann aus fleischlosen Gesichtspunkten heraus noch vertretbar?

Aber es entsteht ja nicht nur diese Diskrepanz zwischen Fleischfressern und den Nicht-Fleischfressern, auch Vegetarier und Veganer haben Differenzierungsbedarf. Während ein Vegetarier durchaus einen ziemlichen Käse erzählen kann, muss hier dem Veganer gegenüber wohl mit genügend political correctness verbalisiert werden, dass er doch einen ziemlichen Hefeschmelz erzähle...

Diese Liste liesse sich noch unendlich weiterführen, der Stein zum Nachdenken ist aber angestoßen.

Mit einem zwinkernden Auge

Johannes August



Montag, 28. November 2016

Sprachstück des Monats: es gibt etwas zu essen

Werte Sprachgemeinschaft,

haben Sie auch Hunger? Dann bietet Ihnen der Sprachblogger heute Essen für die ganze Woche an:

(Quelle: Heidemarie Kirchner)

Lassen Sie es sich schmecken - es könnte jedoch am Ende der Woche kritisch werden...

Eine gute Zeit wünscht
Sebastian Kirchner

Montag, 21. November 2016

Jugendwort 2016: fly sein


Werte Junggebliebene,

wie auch schon im letzten Jahr (für 2015 siehe hier) unterrichtet Sie der Sprachblogger gerne wieder über die neuesten Ergebnisse der Sprachabstimmungen. Heute: das Jugendwort 2016.

Wie verschiedene Quellen (z.B. hier) melden, ist der Gewinner "fly sein". Dies soll in der Erwachsenen-Sprache soviel bedeuten wie "besonders abgehen". Nun ja, verglichen mit den anderen Nominierungen zaubert es kein sonderliches Kreativitätslächeln in das Gesicht des Sprachbloggers.

Hingegen zeugen die weiteren Titelaspiranten von mehr Einfallsreichtum:

Wofür könnte beispielsweise "Hopfensmoothie" stehen? Na, erkannt? Richtig! Für: Bier!
Oder "Bambusleitung"? Das charakterisiert eine schlechte Internetverbindung,
Und ein "Tintling"? Richtig erraten. So nennen Jugendliche einen tätowierten Menschen.

Ob die Jugendlichen diese Begriffe flächendeckend wirklich verwenden, sei dahin gestellt, aber zumindest stecken eine Menge Fantasie und Schöpfungskraft dahinter.

Bleiben Sie diese Woche jedenfalls im Flow ;-)
Sebastian Kirchner

Montag, 7. November 2016

Wenn der Badende das Badende erreicht...

Liebe Lesende,

heute ist alles am Ende! Denn was passiert, wenn der Badende das Badende erreicht oder der Strandende am Strandende ankommt? Raus aus dem Wasser sucht die Strickende nach mehr Wolle, wenn sie am Strickende angekommen ist. Sollte sie nicht fündig werden, hat die Suchende zumindest das Suchende gefunden. Dann aber ab zu einem herbstlichen Spaziergang, denn was gibt es schöneres, wenn der Spazierende bis zum Spazierende läuft, um dann eine Tasse heißen Tees zu trinken? Wenn die Tasse dann leer ist, können Sie sich vermutlich ja schon vorstellen, was dann passiert: dann ist es das Trinkende :-)

Vertreiben Sie sich doch auch ein wenig die Zeit und bilden diese lustigen Partizipien einmal vor sich hin. Einen Versuch ist es allemal wert: aus Ihnen würden dann Versuchende. Und wenn Sie keine Lust mehr haben, bedeutet dies das Versuchsende.

Starten Sie gut in die Woche bis zum Wochenende,
Sebastian Kirchner


Montag, 24. Oktober 2016

Freunde im Radio

Hallo Ihr da draußen!

Ja, genau Euch meine ich. Ihr, die Ihr gerade vor diesem Post sitzt und ihn ungläubig lest. Und warum ungläubig? Na zumindest vermute ich das. Denn die persönliche Anrede ist beim Sprachblogger doch bisher nicht üblich.

Jedenfalls ging es mir so. Nein, nicht etwa, als ich einen Post gelesen habe, sondern als ich neulich im Auto saß und Radio hörte. Da war folgende Meldung zu vernehmen: "Haltet bitte eine Rettungsgasse frei".

Gut, mir ist schon klar, was damit gemeint ist. Vermutlich ist ein Unfall geschehen und nun weisen die Radiostationen darauf hin, dass die Autofahrer für die Rettungsfahrzeuge Platz machen sollen. Ich bin aber vielmehr über die Formulierung gestolpert: "Haltet ...". War das nicht nach den Brüdern Grimm die 2. Person Plural? Doch, doch, richtig gelernt. Aber was sagte nochmal der Lehrer zu seinen Schülern in der Grundschule: "Wenn Ihr jemanden nicht kennt, dann sprecht Ihr diese Person mit Sie an, also in der 3. Person Plural."

Und so entstand meine Verwirrung: kennt mich der Moderator? Sind wir uns schon einmal persönlich begegnet? Haben wir gar zusammen Schweine gehütet?

In der Folge achtete ich dann stärker darauf, welche (persönliche) Beziehung Moderatoren zu ihren Hörern haben. Und siehe da: radiostationsunabhängig (ob privat oder öffentlich-rechtlich, ob süddeutsch oder norddeutsch, etc.) werden in sog. Morning-Shows Freundschaften geschlossen, die aber gegen Mittag schon wieder hinfällig sind. Es existiert ein lustiger Wechsel in der Wahl der Anrede. Nun, jeder mag das anders sehen. Aber hier? Beim Sprachblogger?

Kurzum: wir kennen uns nicht. Zumindest nicht persönlich. Und da der Sprachblogger ein ganz ein konservativer ist, bleibt er zunächst beim Sie. Ich hoffe, Ihr versteht das ;-)

Schöne Woche,
Sebastian Kirchner

Montag, 10. Oktober 2016

Sprachstück des Monats: Parkverbot auf bayerisch

Liebe Freunde der regionalen Sprachkultur,

immer wieder erreichen uns Zuschriften eifriger Leser unseres kleinen Blogs. Dieses Mal schickt uns Constanze Fuchs aus München folgendes Bild, das wir prompt zum Sprachstück des Monats küren:




Der Sprachblogger meint: eine gelungene Anwendung des südlichen Sprachgebahrens.

In diesem Sinne: a guade Woch´

Sebastian Kirchner