Montag, 12. Oktober 2015

Geht´s noch?

Werte Sprachgemeinde,

nein, heute handelt es sich in diesem Post leider nicht um ein so freundliches Thema wie um die korrekte Schreibweise von ´ - es geht leider um ein ernsteres Thema.

Auch wenn die deutsche Fußballnationalmannschaft zwar den Einzug in die Endrunde der Europameisterschaft 2016 geschafft hat, hat sie sich nicht mit Ruhm bekleckert. Und das im sprachlichen Sinne. Aber wir wollen nun nicht von Einzelnen auf die gesamte Mannschaft schließen. Eigentlich geht es nur um einen. Allerdings ist dieser Eine ausgerechnet der Trainer, der sich sprachlich einen unglaublichen Ausrutscher erlaubt hat.

In einer Pressekonferenz vor dem Spiel sagte Joachim Löw: "Wir sind im Moment nicht so tödlich für den Gegner wie wir das schon waren." (Beispielsweise hier nachzulesen)

Nun fragt sich der Sprachblogger: Geht´s eigentlich noch? Wie kann man im Zusammenhang mit einem SPORT von "tödlich" sprechen?

Bei allem Verständnis für Ehrgeiz, Siegeswillen und Leidenschaft. Aber diese Formulierung geht nun über alle Maße hinaus und hat im Sport nichts verloren. Es ist SPORT und kein Krieg. Und wir wollen hier ja noch gar nicht in das Horn von den momentanen politischen Verhältnissen in einigen Krisenherden und Kriegsgebieten blasen. Selbst in einer friedlichen Welt hätte diese Formulierung nichts verloren. Aber auch gar nichts, Herr Löw!

Noch dazu nicht von einer Person, die die Situation in Pressekonferenzen kennt und es nun keine außergewöhnliche Belastung darstellt, zu und vor Journalisten zu sprechen. Und auch von einer Person, die sich weder im Wahlkampf befindet (und deswegen stimmenerhaschende Parolen von sich geben müsste) noch dessen Position in irgendeiner Weise zur Debatte steht und nun mit besonderer Härte von sich reden machen müsste.

Der Sprachblogger hat ja schon anlässlich der letzten WM 2014 in Brasilien kritisch auf die militärische Ausdrucksweise hingewiesen. Sie können die Posts hier und hier nachlesen.

Nun könnte man sich fragen: stinkt der Fisch vom Kopf?

Ihnen eine friedliche Woche,
Sebastian Kirchner



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