gehören Sie zu den Menschen, die versuchen, alle Abläufe, alle Prozesse und alle Tätigkeiten zu optimieren?
Zugegeben, für den Auftakt war diese Frage sehr direkt. Da fiel Ihnen der Sprachblogger sozusagen mit der Tür ins Haus. Nun gut, nicht jeder hat Zeit für lange Einleitungen (oder Warming-up-Phasen, wie es neuerdings neudeutsch heißt) und kann sich lange mit dem Socializing aufhalten.
Aber, der Sprachblogger versteht sich als Leserversteher und versucht es demnach gerne noch einmal mit einer Charme-Offensive: Hatten Sie ein schönes Wochenende? Konnten Sie sich ausruhen und sich den Themen widmen, die sich vorgenommen hatten? Ja? Schön! Dann hätte ich jetzt eine Frage an Sie: Wie steht es um Ihre Produktivität im Alltag? Arbeiten Sie effektiv oder sind Sie schon effizient?
Was nun genau interessiert den Sprachblogger an Ihrer Wirtschaftlichkeit? So gesehen: nichts. Es sollte nur schon zu Beginn darauf hingewiesen werden, dass unterschiedliche Wege zum Ziel führen. Welcher der beiden Wege besser geeignet ist, ist Ihrer Bewertung überlassen. Letztlich geht es hier ja auch gar nicht um die Gestaltung Ihres Alltags, solange Sie montags um 14.00 Uhr auf den neuesten Post des Sprachbloggers warten.
Die sprachliche (und nicht etwa betriebswirtschaftliche) Frage, die uns heute beschäftigt, lautet vielmehr: wann ist ein Weg effektiv und wann ist ein Weg effizient?
Nehmen wir doch einmal an, dass trotz der hohen Scheidungsrate hierzulande, Ihre eheliche Partnerschaft sich einer runden Zahl nähert. Nun könnten Sie einen Tisch beim teuersten Italiener der Stadt reservieren, inklusive einer Flasche Champagner, einen Chauffeur samt Auto mieten und Ihren Blumenhändler mit dem Kauf aller verfügbaren Blumen der erlesensten Rosensorte zu einem reichen Mann machen. Und siehe da: Sie erreichen den gewünschten Erfolg. Gut, vielleicht nicht zum Wohlgefallen Ihres Bankers. Aber Sie hätten Ihr Ziel, wenngleich auch mit hohem Aufwand, erreicht. Das nennt man effektiv.
Sie könnten aber auch folgendes versuchen: was war nochmal gleich die Lieblingsnachspeise des/der Liebsten? Die bekommen Sie hin! Und auf den Protz eines Limousinenservices kann er/sie gut verzichten. Es wäre viel schöner, wenn Sie endlich mal die ollen Möbel vom Dachboden zum Sperrmüll bringen, womit er/sie Ihnen schon lange im Ohr liegt. Und wer macht sich schon etwas aus Rosen? Nach spätestens einer Woche sind die auch Vergangenheit. Wäre es nicht viel besser, Karten für die Oper/das Musical/das Theater zu besorgen, das Sie sich gemeinsam schon lange anschauen wollten? Sehen Sie, und das nennt man effizient. Sie erreichen Ihr Ziel, aber der Aufwand ist wesentlich geringer.
Ob Sie in dieser Woche dennoch einen Strauß Blumen besorgen oder lieber die Lieblingsnachspeise kochen, bleibt Ihnen überlassen. Beides hätte jedenfalls Charme.
Sebastian Kirchner
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